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Nikon 1 V1 im Test

Nun ist also auch Nikon so weit und hat unter dem Namen „Nikon 1“ seine ersten spiegellosen Digitalkameras mit Wechselobjektiven auf den Markt gebracht. Die Modelle heißen Nikon 1 J1 (mit eingebautem Blitz) und Nikon 1 V1 (mit elektronischem Sucher und Zubehöranschluss). Letzere stand mir für eine Woche zur Verfügung und ich habe sie in dieser Zeit genau unter die Lupe genommen.

Nikon 1 V1 weiss Front Nikkor 10-30 VR Zoom Kit

Nikon 1 V1 mit 1 NIKKOR VR 10-30 mm 1:3,5–5,6 - © Überlicht (MB)

Technik, Ausstattung und Lieferumfang

Die Nikon V1 gibt es in den Farben Schwarz und Weiß, wobei letztere nur im vorderen Bereich weiß ist, die hintere Hälfte wurde ebenfalls in Schwarz gehalten. Damit macht sie auf den ersten Blick einen sehr schlanken Eindruck, der sich bei genauerer Betrachtung verflüchtigt. Denn eigentlich ist das gut verarbeitete Gehäuse mit den Maßen 76 mm × 113 mm × 43,5 mm doppelt so dick, wie es die weiße Vorderseite suggeriert. Diese Vorderseite besteht aus einer glänzend lackierten Magnesiumlegierung, was zwar etwas ungewohnt ist, jedoch einen wertigen Eindruck vermittelt. Zu diesem passt das relativ hohe Gewicht von 464 g (mit Akku, Speicherkarte und 10mm/2,8 Pancake-Objektiv), womit die V1 Panasonics Lumix GF1 in vergleichbarer Ausstattung (mit Akku, Speicherkarte und 14mm/2,5) um glatte 50 g übertrifft. Der Bildsensor mit den Maßen 13,2 mm x 8,8 mm ist allerdings kleiner als beim konkurrierenden Format „Micro Four Thirds“. Nikon nennt diese neue Größe in Anlehnung an seine FX- und DX-Sensoren „CX“. Die Auflösung liegt bei 10 Megapixeln.

Sensoren Nikon 1 CX FX DX mft und Pentax Q im Vergleich

Sensorgröße der Nikon 1 (CX) im Vergleich mit anderen Systemen

Auf der Rückseite funkelt das 3 Zoll (7,5 cm) große Display, dessen Bild mit einer Auflösung von 921.000 Pixeln eine sehr gute Figur macht und das auch im hellen Sonnenschein gut zu erkennen ist. Darüber findet sich der digitale Sucher mit einer noch höheren Auflösung von 1,44 Millionen Pixeln mit eingebauter Dioptrienkorrektur. Sein Bild war mir etwas zu klein und zu kühl, für unauffälliges Fotografieren im Dunkeln ist er jedoch genau richtig. Ein Sensor neben dem Sucher erkennt eine Annäherung und schaltet entsprechend vom Display auf den Sucher um. Leider zieht der Sucher sehr stark Fusseln an, was zuweilen den Sensor irritierte. In diesem Fall hilft nur kräftiges Auspusten. Ärgerlicherweise kommt man bei zweihändiger Kamerabedienung mit dem Daumen der linken Hand öfters in die Nähe des Suchers, was ebenfalls zu einer Abschaltung des Displays führen kann. Links neben dem Sucher würde man vielleicht einen eingebauten Blitz vermuten, über diesen verfügt die V1 jedoch nicht. Stattdessen kann an dieser Stelle auf der Oberseite der Kamera eine Abdeckung entfernt und der Zubehörschuh freigelegt werden. Hier können Erweiterungen wie der Blitz SB-N5, der GPS-Empfänger GP-N100 oder per Adapter AS-N1000 das Mikrofon ME-1 angesetzt werden, sofern man sie besitzt.

Nikon 1 V1 Oberseite Multizubehoeranschluss Blitzschuh weiss

Multizubehöranschluss der Nikon 1 V1 - © Überlicht (MB)

Apropos ansetzen: die Kameras der neuen Nikon 1-Linie verwenden einen eigenen Anschluss, welcher deutlich kleiner als das bekannte „F“-Bajonett und somit nicht kompatibel ist. Zum Verwenden herkömmlicher Nikon-Objektive benötigt man den ab Dezember 2011 erhältlichen Adapter FT1. Wechselt man häufig Objektive, können auf den Sensor der V1 Staubpartikel gelangen – genauer gesagt auf dem Tiefpassfilter vor dem Sensor. Damit diese Staubkörner nicht als unschöne Flecken auf Fotos abgebildet werden, vibriert der Tiefpassfilter bei jedem Ein- und Ausschalten und schüttelt den Schmutz auf diese Weise ab. In den meisten anspruchsvollen Kameras gilt diese Ausstattung mittlerweile als Standard. Ebenso Standard ist der Lieferumfang. Im Karton finden sich neben Kamera und Objektiv (samt entsprechender Deckel) ein Akku vom Typ EN-EL15, das Ladegerät MH-25 sowie ein Gurt in Kamerafarbe. Auf dem Rechner können die Fotos und Videos mit der ViewNX verwaltet sowie mit dem Short Movie Creator geschnitten werden. Des Weiteren wurden je ein USB- und AV-Kabel beigelegt, ein HDMI-Kabel zum Anschluss an moderne Fernseher oder Monitore fehlt allerdings und muss separat erworben werden.

Nikon 1 V1, D700 und Panasonic Lumix GF1 Vergleich

Nikon D700, V1 und Panasonic Lumix GF1 im Größenvergleich - © Überlicht (MB)

Bedienung, Erfahrungen und Einstellungstipps

Erwartet man von der Nikon 1 V1 eine in jeder Hinsicht ausgewachsene Sucherkamera, wird man von der Bedienung leicht enttäuscht. Im Gegensatz zu Nikons Spiegelreflexkameras gibt es leider nicht den passenden Knopf zur Veränderung eines jeden Parameters. Bereits für die simple Einstellung des ISO-Werts muss man ins Menü eintauchen. Ebenso eröffnet das Moduswahlrad lediglich die Möglichkeit, entweder Video, Foto, „Smart Photo Selector“ oder „Bewegter Schnappschuss“ einzustellen. Blenden- und Zeitvorwahl, Programmautomatik oder manueller Modus müssen wiederum in den Tiefen des Menüs angewählt werden. Möchte man auf all diese Einstellungen verzichten, stellt man die Kamera auf „Motivautomatik“. Dann funktioniert die V1 wie eine Kompaktkamera, lediglich das Zoomen erfolgt über den Ring des Objektivs statt über eine Wippe. In allen Modi leistet die ISO-Automatik gute Dienste, sie kann auf 100-400, 100-800 sowie 100-3200 ISO eingestellt werden. Leider bietet sich nicht die Möglichkeit wie sonst üblich eine längste Verschlusszeit vorzugeben, ab der die nächste ISO-Stufe gewählt werden soll. Dies ist vor allem bei bewegten Motiven ärgerlich, da man Belichtungszeiten von 1/15 Sekunde dank des im NIKKOR VR 10–30 mm 1:3,5–5,6 verbauten Bildstabilisators zwar ohne Verwackeln halten kann, das Motiv aufgrund seiner Bewegung jedoch trotzdem verwischt abgebildet wird. Ein weiteres Manko ist die Voreinstellung des Bildstabilisators (VR) auf „Active“. Dieser Modus ist für das Fotografieren aus eigener Bewegung heraus gedacht und soll das Verwackeln beim Laufen oder aus einem fahrenden Auto heraus verhindern. Im Stillstand sorgt er allerdings oft für verwackelte Aufnahmen selbst bei 1/125 Sekunde und trieb mich am ersten Tag fast zur Verzweiflung. Ein Umschalten auf „Normal“ ist in den meisten Fällen absolut sinnvoll und schafft Abhilfe (respektive scharfe Fotos).

Nikon 1 V1 weiss Rueckseite Display Sucher Bedienung

Rückseite der Nikon 1 V1 - © Überlicht (MB)

Im Folgenden die möglichen Einstellungen des „Funktionswählrads“ samt kurzer Erklärung in der Übersicht:

  • Bewegter Schnappschuss: Es werden eine kurze Zeitlupensequenz von ca. 2,5 Sekunden und ein Foto aufgenommen, die von der Kamera mit Musik unterlegt nacheinander ca. 10 Sekunden lang wiedergegeben werden.
  • Smart Photo Selector: Die Kamera nimmt eine Sequenz von 20 Bildern kurz vor und nach Durchdrücken des Auslösers auf, aus der die fünf besten automatisch ausgewählt und abgespeichert werden. So sollen der kurze Moment des Lächelns oder eine Gruppenaufnahme besser eingefangen werden können. Dazu puffert die Kamera bereits bei halb gedrücktem Auslöser ständig Bilder.
  • Fotomodus: Wie der Name bereits sagt ist dies die Einstellung zum Fotografieren. Über die „F“-Taste kann man wählen, ob man mit dem mechanischen oder dem lautlosen elektronischen Verschluss arbeiten möchte. Des Weiteren ermöglicht der elektronische Verschluss in der Betriebsart „Hi“, Bildraten von 10, 30 sowie 60 Bildern pro Sekunde aufzuzeichnen. Etwas irriterend ist, dass im Fotomodus auch der Auslöser für Videos funktioniert, welcher dann Sequenzen in der ungewöhnlichen Auflösung 1072 x 720 Pixel und dem Fotoseitenverhältnis 3:2 aufnimmt.
  • Filmmodus: Die Wahl für richtige Videos im Seitenverhältnis 16:9 mit einer maximalen Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln bei 30 Bildern pro Sekunde und einer Länge von bis zu 20 Minuten. Wenn man nicht per „F“-Taste den Zeitlupenmodus aktiviert, mit 400 Bildern pro Sekunde und einer verringerten Auflösung von 640 x 240 Pixeln (im Verhältnis 8:3). Diese Aufnahmen sind auf 5 Sekunden beschränkt, wodurch sich bereits Clips von 66 Sekunden Länge ergeben. Im Menü lässt sich die Bildwiederholrate sogar auf 1200 Bilder pro Sekunde steigern, was die Auflösung auf sehr grobe 320 x 120 Pixel senkt.
    Wenn man im Filmmodus fotografieren möchte, erhält man leider nur Aufnahmen im Seitenverhältnis 16:9 und somit in verringerter Auflösung.

So ganz eindeutig ist die Trennung zwischen Film- und Fotomodus also nicht. Diese unglückliche Verbindung setzt sich fort in den Aufnahmeeinstellungen: ein im Fotomodus gewählter Blenden-, ISO-Werte oder Weißabgleich gilt auch im Videomodus und umgekehrt. Da hätte ich mir zumindest eine Möglichkeit zum Abspeichern und einfachen Aufrufen meiner Einstellungen gewünscht. So verbringt man unter Umständen sehr viel Zeit in den Menüs wenn man von Film auf Foto umstellt. Im Zweifelsfall ist das Motiv längst weg.
Mit schnellen Motiven kommt der Autofokus dagegen gut zurecht. Er arbeitet richtig flott und stört nicht beim Fotografieren. Die Gesichtserkennung funktioniert ebenfalls nahezu tadellos und so sitzt die Schärfe praktisch immer auf den Personen im Bild. Freunde der Makrofotografie werden mit der V1 viel Vergnügen haben, da man sich unabhängig vom Objektiv bis auf wenige Zentimeter seinem Objekt nähern kann und so einen großen Abbildungsmaßstab erhält. Damit Insekten und andere Motive nicht die Flucht ergreifen, wählt man statt des mechanischen den elektrischen Verschluss und kann so vollkommen lautlos fotografieren. Eine wirklich schöne Funktion, die sich andere Hersteller gerne abschauen dürfen. Serienbilder bereiten ebenfalls große Freude, da der Pufferspeicher über 40 Aufnahmen im NEF-Format zwischenspeichern kann, bevor er voll ist. Danach ist allerdings manchmal eine längere Pause angesagt. Je nachdem, wie schnell die Bilder aus dem Puffer auf die Speicherkarte geschrieben werden können. Hier lohnt sich wohl eine schnellere Karte als meine SanDisk Ultra SDHC. Ebenso leistungsfähig wie Speicher und Bildverarbeitung zeigt sich der Akku, dessen Ladung ich trotz intensivem Fotografieren und Filmen an keinem Tag voll ausschöpfen konnte.
Im Idealfall möchte man die Nikon 1 V1 voll automatisch nutzen und stellt dazu die Motivautomatik ein. Oder besser gesagt nicht ab, denn sie ist wie die ISO-Automatik (100-3200) ab Werk voreingestellt. Dann fallen die oben genannten Unzulänglichkeiten in der Bedienung gar nicht auf und man fotografiert wie mit einer Kompaktkamera.

Nikon 1 V1 Nikkor 10-30 VR Mercedes 190D mit Brautschleier Oldtimer

Mercedes 190D mit Brautschleier (2011) - Nikon 1 V1 & 1 NIKKOR VR 10–30 mm 1:3,5–5,6 (26,7 mm, 1/100 sec, f/5,6, ISO 200)

Nikon 1 V1 Nikkor 10-30 VR Bahnhof Muenchen Neuperlach

Bahnhofdach, München (2011) - Nikon 1 V1 & 1 NIKKOR VR 10–30 mm 1:3,5–5,6 (12,7 mm, 1/30 sec, f/3,8, ISO 400)

Nikon 1 V1 Nikkor 10-30 VR Zirkus Muenchen Neubiberg Stacheldraht

Zirkus am Abend, München (2011) - Nikon 1 V1 & 1 NIKKOR VR 10–30 mm 1:3,5–5,6 (15,1 mm, 1/15 sec, f/4,2, ISO 2200)

Bildqualität

Die schönste Kamera hat keinen Wert, wenn die Bildqualität nicht stimmt. Daher an dieser Stelle eine gute Nachricht: die Fotos der Nikon V1 machen einen guten Eindruck. Der automatische Weißabgleich arbeitet für meinen Geschmack zwar meist etwas zu kühl. Wenn man im RAW-Format (NEF) fotografiert, kann man das allerdings problemlos im Nachhinein anpassen. Positiv ist hervorzuheben, dass der professionelle Farbraum Adobe-RGB angewählt werden kann. Das von anderen Nikon-Kameras bekannte D-Lighting funktioniert auch in der V1 gut und gleicht Kontraste im Bild auf Wunsch (und per Voreinstellung) automatisch an, sodass dunkle Bereiche aufgehellt und helle Bereiche abgedunkelt werden. Damit entspricht das entstandene Bild eher der menschlichen Wahrnehmung.

Nikon 1 V1 Nikkor 10-30 VR Alpenblick bei Irschenberg mit Auto im Abendlicht

Alpenblick im Abendlicht (2011) - Nikon 1 V1 & 1 NIKKOR VR 10–30 mm 1:3,5–5,6 (30 mm, 1/125 sec, f/8, ISO 140)

Um das Rauschen der V1 objektiv beurteilen zu können, habe ich Vergleichsaufnahmen mit den Kameras Nikon D200, D700 und Panasonic Lumix GF1 gemacht. Letztere beiden Kameras verfügen mit 12 Megapixeln über eine etwas höhere Auflösung, bei der GF1 erübrigt sich diese allerdings im Vergleich durch den Zuschnitt auf das Seitenverhältnis 3:2. Die Nikon D200 liefert als ehemalige Topkamera zum Vergleich die Bildqualität eines sechs Jahre alten DX-Sensors mit 10 Megapixeln. In allen Kameras wurde die Rauschunterdrückung so weit wie möglich abgeschaltet. Sämtliche Nikon-Daten wurden in Capture NX2 geöffnet und verarbeitet, die Bilder der GF1 in Adobe Photoshop CS5 mit Hilfe von Camera Raw. Dabei fiel mir der merkwürdige Weißabgleich der Nikon V1 auf. Einen einheitlichen Kelvin-Wert einzustellen brachte äußerst unterschiedliche Ergebnisse im Vergleich zum restlichen Testfeld hervor. Letztendlich habe ich den Weißabgleich auf das weiße Schild unter dem Fußgängerzeichen gemacht. Selbst auf diese Weise gibt die Nikon V1 die Szene noch deutlich kühler als die anderen Kameras wieder.

Nikon V1 ISO Vergleich Testbild (ISO 100)

Testmotiv für den Bildqualitätsvergleich bei verschiedenen ISO-Werten - Nikon 1 V1 & 1 NIKKOR VR 10–30 mm 1:3,5–5,6 (15,1 mm, 2,5 sec, f/5,6, ISO 100)

Die Nikon 1 V1 schlägt sich für ihre Sensorgröße erstaunlich gut und liefert bis ISO 800 ein wenig auffallendes Rauschen. Gerade bei höheren ISO-Werten vermatschen Details zwar zusehends, ein alles überlagerndes Farbrauschen wie bei der Nikon D200 wird allerdings nicht sichtbar. (Die Bilder der Nikon D200 sind leider um etwa eine Blende knapper belichtet, die Dimension der Bildqualität lässt sich meines Erachtens nach trotzdem gut vergleichen.) Panasonics zwei Jahre alte Lumix GF1 liefert etwas feiner aufgelöste Bilder und verliert bei hohen ISO-Werten weniger Details. Als FX-Kamera läuft die Nikon D700 natürlich außer Konkurrenz, sie bildet auch bei ISO 3200 Details und Farben noch deutlich ab.

Nikon V1 ISO-Vergleich mit D700 D200 und Panasonic Lumix GF1

ISO-Vergleich von Nikon V1, D200, D700 und Panasonic Lumix GF1

Video und Zeitlupenaufnahme

Die Nikon 1 V1 zeichnet Videos in den HD-Auflösungen 720p, 1080i und 1080p auf. Der Unterschied zwischen dem „i“ (interlaced) und dem „p“ (progressive) ist die Aufnahme von 60 Halb- im Gegensatz zu 30 Vollbildern. Wenn man es genau nimmt liegt die Bildrate entsprechend der amerikanischen NTSC-Norm bei 29,97. Im folgenden Video wurden beide Sorten Material verwendet und auf einheitliche 29,97 Bilder/s gebracht. Davon abgesehen wurden die Video-Clips nicht nachbearbeitet, Farben und Kontraste kommen unverfälscht aus der Kamera.

Der Autofokus arbeitet auch im Bewegtbild erfreulich schnell und unauffällig, lästiges „Pumpen“ stört nur selten die Aufnahmen. Die fertigen Clips werden als QuickTime-Datei (mit der Endung „.MOV“) gespeichert. Auf dem Computer können sie z.B. mit Apples QuickTime Player oder dem Windows Media Player wiedergegeben werden. Die Videoqualität ist anständig und gibt keinen Anlass zur Klage.
Den meisten Spaß jedoch hatte ich an Zeitlupenaufnahmen. Im entsprechenden Modus können nämlich kurze Filme mit 400 Bildern/s aufgenommen werden. Die Auflösung ist dabei auf 640 x 240 Pixel begrenzt und nach fünf Sekunden ist die Aufnahme bereits zu Ende. Doch das ergibt (mit normaler Bildrate abgespielt) 66 Sekunden Video, die mit wunderbar verlangsamten Bewegungen zu begeistern wissen. Optional kann die Bildrate sogar auf 1200 Bilder/s gestellt werden, in der Praxis möchte man die daraus resultierende grobe Auflösung von 320 x 120 Pixeln allerdings nur ungerne sehen. Zum Glück reicht auch die schnellere Zeitlupe aus, um seine Umwelt in ungewohnter Trägheit festzuhalten. Wasser wird zähflüssig und Lebewesen bewegen sich mit der Geschwindigkeit einer Landschildkröte. Im folgenden Video habe ich eine Vielzahl verschiedener Aufnahmen zusammengefasst. Das Flimmern in einigen Szenen ist dem Kunstlicht geschuldet, welches im Rythmus des Stromnetzes mit einer Frequenz von 50 Hz flackert.

Fazit

Die Nikon 1 V1 zeigt eindrucksvoll, dass auch ein relativ kleiner Sensor eine durchaus ansehnliche Bildqualität zu erzeugen vermag. Die Ergebnisse stehen hinter einer etwas älteren Spiegelreflexkamera wie der Nikon D200 nicht zurück. Durch den kleinen Sensor ergibt sich allerdings auch eine recht hohe Schärfentiefe, selbst bei Offenblende der bisher verfügbaren Objektive. Bewusst mit Unschärfe zu gestalten fällt daher schwer, wenn man die Schärfe schätzt kann dieses Detail hingegen auch von Vorteil sein. Insgesamt macht das Bedienkonzept der Kamera den Eindruck, dass es sich eher an Gelegenheits- denn erfahrene Fotografen richtet. Hinzu kommt ein nicht gerade niedriger Preis, für den man auch eine ordentlich ausgestattete Spiegelreflexkamera erhält. Im Gegensatz zu dieser passt die V1 jedoch in fast jede Jackentasche.
Ein Alleinstellungsmerkmal ist der sehr unterhaltsame Zeitlupenmodus. Die damit möglichen Aufnahmen eröffnen dem Fotografen (bzw. Videografen) neue Spielräume und dürften für manchen das Hauptargument für den Kauf der Kamera sein. Nikon ist somit ein interessanter, wenn auch nicht perfekter Einstand im Markt der spiegellosen Systemkameras gelungen.

Im Handel ist die Nikon 1 V1 in verschiedenen Sets zu bekommen:
Nikon 1 V1 inkl. NIKKOR VR 10-30 in Schwarz (und Weiß)
Nikon 1 V1 inkl. Pancake 10mm/2,8 in Schwarz (und Weiß)
Nikon 1 V1 inkl. NIKKOR VR 10-30 & Pancake 10mm/2,8 in Schwarz (und Weiß)
Nikon 1 V1 inkl. NIKKOR VR 10-30 & VR 30-110 in Schwarz (und Weiß)

Die Kamera wurde mir für diesen Test freundlicherweise von Nikon zur Verfügung gestellt.

Nachtrag (10.12.2011)

Inzwischen steht auch der Test zu den beiden passenden Objektiven 1 NIKKOR 10 mm 1:2,8 und 1 NIKKOR VR 10-30 1:3,5-5,6 bereit.


6 Kommentare zu “Nikon 1 V1 im Test”

  1. Sehr schöner Artikel, der Vor- und nachteile der Kamer, bzw. des kamerasystems sehr gut herausarbeitet. Für mich ist die V1 ziemlich genau das was ich mir vorgestellt habe: Eine Nikon P7000 mit Wechselobjektiven. Ein paar fehlende Funktionen gibt es allerdings noch: Wasserwage, Autobracketing. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Ich setze die Kamera hauptsächlich für grafisch gestaltete Fotos ein. Gespannt bin ich natürlich auch auf den Konverter für die Nikon Objektive.
    Gruss
    Martin

  2. Danke! Wenn Nikon an ein paar Ecken und Kanten feilt (z.B. den von Ihnen genannten), könnte das Konzept sicherlich noch interessanter werden.

  3. Super Kamera. Ich warte auf ein Objektiv 1,8/30

  4. Das wäre sicherlich ein sehr nettes Portraitobjektiv. Wenn ich mich recht erinnere, hatte Nikon im September bereits einen Prototypen dieses (oder zumindest eines sehr ähnlichen) Objektivs in New York bei der Vorstellung der Nikon 1 gezeigt. Wir können also gespannt sein.

  5. Die Nikon V1 ist klasse, und leider -sehr- unterschätzt.
    Ich habe zwei Bodies, einmal mit dem 10-30 VR und einmal mit dem 18.5/1.8, sodaß ich keine Objektive unterwegs
    wechseln muss. Wenn man in Sachen RAW arbeitet,
    ist bis ISO 800 die BQ wirklich gut, ferner mag ich das analoge Flair in Sachen Filmkorn, d.h. -hier dezente (Bild) Rauschen.

  6. Die V1 mit dem 18.5/1.8 CX Objektiv macht richtig – sehr viel Spaß, freistellen geht auch prima, und die Bildqualität ist damit wesentlich besser als mit der 10-30mm VR Kitlinse.

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